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"Ich konnte leider nicht üben, weil ..."


Manchmal begrüßen mich Kunden mit "Hallo Natalie, ich konnte leider die ganze Woche nicht mit meinem Hund üben, weil ..." In der Regel endet der Satz mit "... ich keine Zeit hatte." Oder: "... weil ich aufgrund meiner Arbeitszeiten nur morgens und/oder abends raus kann, und dann ist es schon dunkel." Das sagen, wohlgemerkt, Kunden zu mir, die zum ganz normalen Grundgehorsams- und Alltagstraining in die Hundeschule kommen - es geht nicht um irgendeinen aufwändigen Hundesport. Ihr ahnt jetzt sicher, worauf ich hinaus möchte. ;-) "Keine Zeit" gibt es schlicht und einfach nicht! Du brauchst gar keine extra Zeit, um mit deinem Hund zu trainieren. Denn dein Hund hat ja selbst keine Übungs- und Frei-Zeiten, sondern er lernt immer - 24/7. Alles, was dein Hund lernen soll, kannst du ganz nebenbei in dein alltägliches Leben und in die normalen Gassirunden einbauen. Denn Gassi gehst du jeden Tag, oder? Nicht nur, wenn du gerade extra "Zeit" dafür hast. Klar, wenn du privat und/oder beruflich mal eine besonders stressige Phase durchmachst, fallen die Gassigänge auch mal kürzer aus oder reduzieren sich an manchen Tagen auf "Heute muss Pipi im Garten reichen, wir gehen nicht spazieren". Das ist übrigens durchaus auch mal okay (solange es Ausnahmen sind und dies nicht zum Dauerzustand wird). Trotzdem kann und soll auch ein kurzer Gassigang sinnvoll genutzt werden. Qualität vor Quantität! Was du für eine erfolgreiche Hunde-Erziehung v.a. brauchst, sind Klarheit und Eindeutigkeit deinem Hund gegenüber, Konsequenz, Geduld und die Fähigkeit, erwünschtes Verhalten zu erkennen und zu verstärken. Und zwar nicht nur zu extra Übungszeiten, sondern rund um die Uhr. Du brauchst keine speziellen Übungszeiten und keine Spaziergänge im Hellen. Nehmen wir mal einen stressigen "heute nur Pipi im Garten"-Tag als Beispiel. Was möchtest du deinem Hund vermitteln? Was soll er lernen? Soll er lernen, dass er ungebremst rausstürmen darf, sobald du die Tür zum Garten öffnest? Oder vermittelst du ihm, dass ruhiges Warten sich lohnt, damit die Tür aufgeht? Oder übe sitz an der Tür. Oder platz. Oder lass ihn erst Blickkontakt aufnehmen, bevor du die Tür öffnest. Und tadaa - schon hast Du Impulskontrolle, Frustrationstoleranz, sitz, platz und/oder Aufmerksamkeit mit deinem Hund geübt. In einer ganz normalen alltäglichen Situation, die keinerlei extra Zeit kostet. Was die dunkle Jahreszeit angeht: In der Zeit "übst" du, deinem Hund im Dunkeln Sicherheit zu vermitteln, damit er eben nicht jeden Schatten anbellen muss. Und wenn du es schwierig findest, im Dunkeln Leinenführung zu trainieren, dann übe in der Wohnung. Leine dran, ein, zwei Runden durch die Wohnung gehen, und dann erst geht es raus. Dein Hund lernt IMMER. Der wichtigste Part des Hundetraining ist der normale Alltag. Vermittelst du deinem Hund zuhause und unterwegs klare Regeln und Grenzen? Bietest du ihm Schutz und Sicherheit und achtest darauf, dass er zuhause komplett zur Ruhe kommen und entspannen kann? Gibst du ihm deutlich öfter positives als negatives Feedback? Ja? Super, dann wird dein Hund dich ernst nehmen, sich vertrauensvoll und freudig an dir orientieren, und es ist kein Drama, wenn du streckenweise mal nicht das Pensum an Grundgehorsams-Training umsetzen kannst, was du dir vorgenommen hattest. Wenn du aber bereits im alltäglichen Umgang mit deinem Hund unklar, inkonsequent oder zu sehr auf Problembereiche fokussiert bist, dann ist nicht nur der alltägliche Umgang selbst schwierig, sondern das zusätzliche Training wird nie mehr als der Versuch der Symptombekämpfung sein. Als Beispiel: Mal angenommen, dein Hund darf unbeaufsichtigt im Garten rumrennen und Passanten verbellen und ungebremst über seinen Futternapf herfallen, sobald du ihn füllst und auf den Boden stellst. Dann wundere dich nicht, wenn dein Hund auf euren Spaziergängen genauso zügellos unterwegs ist und eher wenig Sinn darin sieht, auf dich zu achten. ;-) Wenn du mit diesen Voraussetzungen nun z.B. versuchst, Rückruf zu trainieren, machst du es dir und deinem Hund ziemlich schwer. Achte darauf, dass erstmal die Basis im Alltag stimmt. Wer bist du für deinen Hund? Hat er Grund, sich an dir zu orientieren, dir zu vertrauen, mit dir zusammenzuarbeiten? Wenn nicht, dann ändere dies umgehend. Dadurch wirst du sehr viel schneller im Training vorankommen, denn euch stehen dann keine Grundsatzprobleme im Weg. Was das Training selbst angeht - du brauchst keine extra Zeit kostenden Trainingseinheiten. Du kannst und solltest alles auf deinen normalen Gassigängen üben. Verschwende keine Zeit damit, gedankenverloren mit deinem (noch nicht ausreichend trainierten) Hund durch die Gegend zu schlendern, sondern nutze diese Zeit aktiv, um alles, was wichtig ist, zu üben. Auch die geistige Auslastung braucht keine extra Trainingszeiten zu beanspruchen. Es gibt prima Möglichkeiten, deinen Hund auf dem Spaziergang auszulasten - Apportieren, Sucharbeit, sogar Tricktraining oder Obedience-Elemente kannst du ohne Aufwand mit einbauen. Die Frage ist nicht, ob du Zeit hast. Die Frage ist, wie bewusst bist du dir darüber, dass dein Hund sowieso immer lernt? Verinnerliche dir diese Tatsache, dann wirst du die gemeinsame Zeit mit ihm - egal ob auf dem Spaziergang, beim Füttern, beim Empfangen von Besuch oder beim abendlichen Kuscheln auf der Couch, bewusst wahrnehmen und nutzen.

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